Bärbel Zindler

“Gibt es so etwas wie eine Handschrift in der Kunst?

Ich beschäftige mich zurzeit hauptsächlich mit Landschaftsmalerei. Für mich bleiben Bilder tendenziell unabgeschlossen. Bestimmte Fragen (… was ist eine Landschaft? … was ist ein Landschaftsbild? … wie male ich eine Landschaft? …) tauchen immer wieder auf und finden von Bild zu Bild eine andere Antwort. Das ist für mich das Abenteuer und zugleich eine Herausforderung.

Ich wundere mich, wenn ich nach längerer Zeit meine Bilder anschaue: Bei aller Verschiedenheit tragen sie doch unverkennbar meine Handschrift. Sei es die Wahl der Farben, der Umgang mit Linien und Flächen oder der Farbauftrag. Aber diese offensichtlichen Faktoren scheinen es nicht allein zu sein. Es ist auch die verborgene, sich immer wieder aufdrängende Frage nach dem Sinn von Malerei als solcher. Sie fordert mich auf, nach neuen Antworten zu suchen.

Ein Bild ist immer über etwas – wie Arthur C. Danto (1) es formulierte. Ein Bild ist weder auf das von ihm Dargestellte noch auf sein Material zu reduzieren. Aber worüber ist dann ein Bild? Ich würde sagen: Es hängt von den Gedanken und Intentionen ab, mit denen ein Bild gemacht und betrachtet wird. Ich möchte herausfinden, wie ein Bild aussehen muss, damit es etwas „erzählt“, was das Dargestellte für sich allein betrachtet nicht vermitteln kann.

Meine Intention ist, mich vom Bild überraschen zu lassen.

Es ist der Versuch, eine Landschaft im Wechselspiel von Annäherung und Entfernung zu erfassen. Der Versuch, eine Differenz, einen Erzähl-Raum zwischen der Landschaft und dem Bild entstehen zu lassen.



1) Amerikanischer Philosoph (1924 – 2013), der sich auch mit Kunst beschäftigte.”