Ingrid Pohl
In ihrem Beruf als Psychoanalytikerin ist Ingrid Pohl gewohnt, vertraute Verbindungen, eingefahrene Seh- und Denkgewohnheiten aufzulösen, um aus dem Dunkel des Unbewußten neue Vorstellungen und Bilder auftauchen zu lassen und ihnen einen mentalen Raum zu geben.
Als Fotografin arbeitet sie auf die gleiche Weise mit der Kamera in der Dämmerung und versucht, das noch nicht Gewußte und Verborgene sichtbar zu machen. Mittels Langzeitbelichtung wird der Schleier der Dunkelheit zerrissen und der Weg frei gemacht für die unheimlich-heimlichen und geheimnisvollen Geschichten und Phänomene.
Sie entdeckte die Faszination und Wichtigkeit von Zwischenwelten und Zwischenzeiten zwischen Abstraktem und Gegenständlichem mit ihren vielfältigen und unergründlichen Mehrdeutigkeiten.
In ihren neuen Bildern versucht sie, sich einigen existentiellen Gefühlszuständen in Kindheit und Jugend anzunähern. Lebenslust und Lebensangst liegen dicht beieindander, manchmal kaum unterscheidbar. Intensivste Hochgefühle mit jugendlichem Überschuß an Allwissenheit brechen im nächsten Augenblick wieder in sich zusammen, weil der Boden von Innen- und Außenwelt noch schwankend ist. Aber aus diesem Boden an Verunsicherungen erwachsen auch Poesie und Zärtlichkeit, erste Verliebtheiten und eine Neugier auf das Unbekannte, das darauf wartet entdeckt zu werden.