HLP Galerie

Die zwischen den Rheinstädten Köln und Bonn in Alt-Wesseling gelegene HLP Galerie war seit ihrer Eröffnung im Juni 2009 auf abstrakte bis informelle sowie prozessbetonte Kunst ausgerichtet, in Dialog gesetzt mit Beispielen zeitgenössischer Bildhauerei oder Einzelstücken afrikanischer Tribal Art aus der Sammlung Petric. Inzwischen öffnet sie sich auch zunehmend künstlerischen Richtungen, die eher dem Realismus verpflichtet sind.

Bislang hat die in einem alten Gewerbehof befindliche Galerie mit über 250 Quadratmetern Ausstellungsfläche Werke von knapp 6 Dutzend Künstlern und Künstlerinnen aus dem In- und Ausland gezeigt. Daneben präsentiert sie sich auch regelmäßig auf internationalen Kunstmessen. Erklärtes Ziel der HLP Galerie ist es, ein Kunstforum für qualitativ hochstehende, jedoch nicht abgehobene und überteuerte Kunst aus dem 20. und 21. Jahrhundert zu bieten, das auch jüngeren Leuten erlaubt, eine Sammlung aufzubauen.

Auf der ARTe präsentiert die HLP Galerie u.a. Kunstwerke von Josef Bücheler, Irmgard Esch, Joachim Hiller, Helmut Kesberg, Josef Kostner und Karl Stengel.

Josef Bücheler (geb. 1936), der weit über Baden-Württemberg hinaus renommierte Künstler aus Rottweil-Hausen, fertigt seine Zeichnungen auf mehreren Schichten von Bütten, in die er den Graphitstift durch’haut‘ – auf diese Weise erlangen auch seine Zeichnungen Objektcharakter. Der Träger u. a. des Erich-Heckel-Preises des Künstlerbunds Baden-Württemberg ist seit etwa 35 Jahren bekannt für seine Objekt- und Zeichenkunst aus und auf Papier. Seit seinen frühen, ausgedehnten Aufenthalten in Bangladesh verbietet es sich für Bücheler, ein teureres Material zu verwenden. Für seine Objektkunst verwendet er nur gebrauchtes Zeitungs- und Magazinpapier neben anderen einfachen Materialien aus der Natur. ”Die Reduktion von Form und Material ist mir wichtig“, so Bücheler.


Irmgard Esch. Die Wahlkölnerin (geb. 1954 in Düsseldorf) malt Stimmungsbilder in Acryl, die Assoziationen zulassen zu Schauplätzen wie Marokko, Indien, Nepal oder Vietnam beispielsweise, die sie zusammen mit ihrem Mann bereist hat und von denen sie hunderte von Fotografien mit nach Hause brachte. Oder Stimmungsbilder aus Motiven der Natur, wie die üppigen abstrahierten Blumenbilder der Serie ‚flower poem‘. Sie alle eint die überbordende Farbe, das großzügige Auftragen der Farbe mit vielfältigen Schattierungen, die spezifischen Farbklänge je nach Schauplatz oder Blütengattung und der lockere, gestische Pinselstrich, der die Szenerie oder das Bouquet andeutungsweise konturiert. Die frühere Gymnasiallehrerin, die während ihres Schuldienstes in den ersten Jahren dieses Jahrtausend von einem halben Dutzend Kunstdozenten ausgebildet wurde, schreibt über ihre Malerei u.a.: „Im Prozess des Malens, in dem ich mich vom konkret Gegenständlichen löse und für Veränderung und Improvisation öffne, übernimmt die Farbe die Regie durch mal kühne, mal sanfte Kontraste und Klänge.”

Joachim Hiller (Jahrgang 1933), der in den frühen 50er Jahren in seiner
Geburtsstadt Berlin an der Meisterschule für Kunsthandwerk studierte, arbeitet seit über fünf Jahrzehnten Jahren als freier Maler. Sein Leben lang hat Hiller an der Formensprache seiner Kunst gearbeitet, die er mit völlig ungewöhnlichen Techniken und immer inspiriert von dem Wunsch, es der Natur nachzumachen, variierte. Nach einer Phase in den siebziger Jahren, in welcher Hiller eine eigenwillige Reliefästhetik durch zertrümmerte und gesandete Glasscheiben auf Hartschaum erzielte, beruhigte sich seine Formensprache wieder und entstand zu Beginn der achtziger Jahre eine Vielzahl von Reliefbildern mit Zement, den er manchmal grau in grau, manchmal mit Pigmenten vermischt auf Holz oder Leinwände auftrug. Die Arbeiten vermitteln ein Gefühl für die erodierende Kraft von Witterungsverhältnissen auf Naturmaterialien und beziehen daraus ihre ästhetische Schönheit. Die Auseinandersetzung mit der formauflösenden bzw. formbildenden Dialektik der Naturkräfte verfolgte Hiller dann mit anderen Mitteln wie etwa Spachtelmasse und Sand weiter oder schuf
das Relief rein malerisch.

Helmut Kesberg. ”Am meisten fasziniert mich die Wirklichkeit, die Wirklichkeit hinter der Fassade, die uns in den Medien vorgegaukelt werden. Menschen in ihren sozialen Zusammenhängen, arbeitend und interagierend ….“ schreibt der Kölner Künstler Helmut Kesberg (geb. 1948). Wiewohl seine Kunst häufig politisch und doppelbödig ist, verbunden mit Skurrilem und Groteskem, gibt es bei ihm auch Bilder (jeweils Acryl auf Leinwand), in denen er sich der Eindrücke seiner Reisen in fremde Länder vergewissert. Es sind weniger Stimmungen als vielmehr Momentaufnahmen, genauso wie die Wasserspiegelungen der Serie ‚Spiegelungen‘.

Josef Kostner. Der Grödner Bildhauer, Zeichner und Schriftsteller Josef Kostner (geb. 1933 im Gardena Tal) war ein Ausnahmekünstler. Neben seiner Leidenschaft für die Skulptur entfalten sich in den siebziger Jahren seine zeichnerischen und malerischen Talente. Ganz gleich, in welcher Disziplin er schafft: der Mensch steht thematisch im Mittelpunkt. Als Bildhauer stellt er ihn nicht anatomisch dar, sondern versucht, die conditio humana zum Ausdruck zu bringen, genauer und ähnlich wie der Existentialismus, sein Denken und Fühlen. Die Darstellungen von Frauen, aber auch von Männern, ob in Beton, Stein oder in Bronze, muten vielfach archaisch an, beinah wie Primitive im Sinne der Gattung Mensch. Angst beispielsweise hat Kostner in so manchen Figuren zum Ausdruck bringen wollen. Manchmal gibt es Anklänge an Werke von Henry Moore, aber Kostners Werke sind nie gefällig – wie Moore schafft er wuchtige Körper, aber von leidenden, vom Schicksal getroffenen Kreaturen.

Karl Stengel. Kräftige Graffitibilder in kalligraphischem Stil, mal mit figürlichen Bleistiftzeichnungen kombiniert, mal ganz in der Abstraktion verhaftet, ging der gebürtige Ungar Karl Stengel (1925-2018), der nach der Invasion der Sowjets im November 1956 als Antwort auf die Oktoberrevolution Heimat und Kunstakademie verlassen musste, lebenslang seiner ganz eigenen Vision nach. Seine Force war das zeichnerische Malen mit Ölkreiden auf Papier, meist zusammen mit weiteren Materialien wie Bleistift und Tusche. Seine kraftvoll über- und nebeneinander gesetzten Flächen und Striche sind  Ausdruck einer Emotion, eines Gemütszustands, oft unter dem Eindruck klassischer Musik, und resultieren da, wo Figuren oder Gesichter gezeichnet sind, auch aus seiner intensiven Beschäftigung mit Literatur, wobei sich auch surrealistische Anklänge finden.